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Der Vorstandsvorsitzende von ThyssenKrupp, Heinrich Hiesinger, äußert sich auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos zu Industry 4.0

Fokus von Industrie 4.0

Bei Industrie 4.0 gehe es nicht darum, so Hiesinger laut Bericht der FAZ, was hergestellt werde, sondern wie produziert werde, und zugleich auch besonders darum, wie ein Unternehmen mit Kunden und Zulieferern über digitale Plattformen verbunden sei. „Es ist daher unsere Aufgabe, permanent zu prüfen, wie wir unsere Wertschöpfungsketten und Kundenbindung mit Hilfe digitaler Anwendungen verbessern können.“  


Letztendlich gehe es bei der Digitalisierung und der Industrie 4.0 doch darum, so berichtet die FAZ, wer die direkte Kundenbindung habe und wem die Daten gehörten.

Perspektive von Industrie 4.0

„Niemand kann heute sagen, wie genau sich die Wirtschaft durch die Digitalisierung verändern wird. Das Schlagwort Industrie 4.0 verweist nicht auf etwas Abgeschlossenes, sondern auf eine Entwicklung, die in vollem Gange ist. Es gibt keinen Masterplan, der uns sagen könnte, was wir tun müssen, um das Beste aus den Möglichkeiten der Digitalisierung zu machen.“

Industrie 4.0 nicht auf Technologie beschränkt

„Sicher bildet Technologie die Basis, die Veränderung ist jedoch viel umfassender. Sie erfordert einen Kulturwandel in Unternehmen, vor allem die Fähigkeit der flexiblen Zusammenarbeit über Organisationsgrenzen hinweg, oft über das eigene Unternehmen hinaus, die Nutzung von großen Datenmengen, ein ständiges Hinterfragen der Geschäftsmodelle, um auch künftig den Kundenzugang und die Kundenbindung zu verteidigen.“

Umsetzung von Industrie 4.0 im Hinblick auf Technologie und Kulturwandel

„Wir optimieren und automatisieren unsere Prozesse und führen standardisierte Datendefinitionen ein. Gleichzeitig bauen wir eine leistungsfähige globale IT-Infrastruktur mit einigen wenigen Rechenzentren auf. So können wir gesteuert und sicher mit der Cloud arbeiten.“


„Wir lassen uns auf die Möglichkeiten ein, die die Technik bietet, und probieren neue Geschäftsmodelle aus. Dazu schaffen wir in allen Geschäftsbereichen Pilotprojekte, die die Chancen von Industrie 4.0 demonstrieren und als Orientierung dienen. Wir binden außerdem unsere Top-Führungskräfte gezielt in diese Entwicklung ein und machen die Beispiele im Unternehmen bekannt.“

Anwendungen zu Industrie 4.0 bei ThyssenKrupp

Im Warmbandwerk Hoesch-Hohenlimburg von Thyssen-Krupp wurde zum Beispiel eine Industrie-4.0-Lösung umgesetzt, die über die Grenzen eines einzelnen Unternehmens hinausgreift. Digital vernetzt sind hier die Prozesse des Lieferanten, des Warmwalzwerks als Hersteller sowie der Kunden. Das Vormaterial für Warmband sind Stahlblöcke, die man Brammen nennt. Deren Produktion beim Stahlhersteller wird vom Warmbandwerk aus etwa 80 Kilometer Entfernung gesteuert. Schon beim Vormaterial kann man also kurzfristig auf die Terminwünsche der Kunden reagieren.


Umgekehrt können die Kunden beim Warmbandwerk bis zum Vortag Einfluss auf die Herstellung nehmen. Neben dem direkten Einbuchen von Aufträgen in das System des Produzenten und der offenen Information über den internen Produktionsprozess legt in 65 Prozent der Aufträge der Kunde selbst fest, wann sein Material gewalzt wird. Die Vorteile für den Kunden: einerseits die Flexibilität bei der Terminierung der eigenen Aufträge, andererseits die Möglichkeit, noch kurz vor Walzbeginn Materialeigenschaften wie zum Beispiel Dicke oder Breite seinen eigenen Bedürfnissen nochmals anzupassen.


Beim Betrieb von Aufzügen kooperiert Thyssen-Krupp mit Microsoft: „Wir bauen Sensoren in unsere Aufzüge ein und sammeln die Betriebsdaten in der Cloud. Wir messen zum Beispiel die Temperatur des Antriebsmotors, die Fahrgeschwindigkeit und die Türfunktion. Mit Hilfe von Vorhersagemodellen berechnen wir die Ausfallwahrscheinlichkeit. Konnten unsere Techniker bislang oft erst reagieren, wenn der Aufzug bereits ausgefallen war, greifen sie jetzt ein, bevor aufwendige Reparaturen nötig werden“, sagt Hiesinger. „Wir erreichen größere Zuverlässigkeit und Verfügbarkeit für unsere Kunden, und zugleich sinkt der Wartungs- und Reparaturaufwand. Das nützt dem Kunden und ist zugleich wirtschaftlicher und umweltfreundlicher.“

Schutz der Daten

Gerade die Zusammenarbeit mit einem großen IT-Partner habe auch klare Regeln zum Schutz und zur Handhabung der Daten erfordert: „Eine neue Erfahrung für unsere Ingenieure ist die Erkenntnis, dass komplexe Algorithmen, in denen die kausalen Zusammenhänge von Systemen beschrieben und durch Patente geschützt sind, in der heutigen Big-Data-Welt keinen ausreichenden Schutz mehr darstellen. Die nahezu beliebig verfügbare Rechenleistung und die vielfältigen Analysetools ersetzen Kausalität oft durch Korrelation mit erstaunlich guten Ergebnissen.“

 


Quelle: Alle Auszüge und Zitate aus dem Artikel der faz.net „Das beste Fachwissen kann heute nachgeahmt werden“ aufgerufen am 21.1.2016 http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/unternehmen/thyssen-krupp-chef-hiesinger-das-beste-fachwissen-kann-heute-nachgeahmt-werden-14025300-p3.html. Quelle Bild: https://www.thyssenkrupp.com/de/presse/bilder.html